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"Der Islam will die Welt beherrschen"
Naipaul wurde in Trinidad geboren, lebt seit seinem Studium in Großbritannien und gilt als der "große Reisende der Weltliteratur". Sein Werk umfasst fast dreißig Bücher, wovon einige Frühwerke autobiographisch geprägt sind und Essays aus vielen Teilen der Welt. Naipaul bereiste den Iran, schrieb über seine Erfahrungen "Unter Gläubigen" und schildert seine ganz persönlichen Erlebnisse ehe die Revolution im Iran ausbrach in "Jenseits des Glaubens". 2002 ist sein wohl persönlichstes Buch: "Briefe zwischen Vater und Sohn" erschienen. Im Gespräch mit der FAZ schildert Naipaul sein Selbstverständnis als Schriftsteller. Er ist aufgewachsen in einer Gesellschaft ohne literarische Tradition. Seine Reisen, so Naipaul, führten ihn nicht in bestimmte Gegenden oder Länder, sondern zu einem bestimmten Thema. Als Beispiel erwähnt er seine Reise in den Iran im Jahre 1979: "...ich ahnte die Wiederbelebung des Islam und seine kommende Bedeutung. Ich ahnte sogar, daß mehr als nur eine Wiederbelebung bevorstand. Aber ich wußte nicht, daß es in den völligen Wahnsinn münden würde, den wir jetzt erleben. Damals bemerkte ich, besonders im Iran, wie sehr sich Sprache und Ideologie der Kommunisten und die missionarische Sprache im Iran ähneln: die Vorstellungen von Gleichheit, Gerechtigkeit, Einheit. Mir schien es daher, als würden sich religiöse Emotionen künftig in eine politische Richtung entwickeln. Darin habe ich mich geirrt. Denn ich habe den Wahnsinn unterschätzt, der jetzt in vielen dieser Länder die Macht übernommen hat." Naipaul betont, dass er nicht nur als Chronist oder als Beobachter unterschiedlichster Kulturen reise und schreibe. Dank seiner Einbildungskraft, der er mit seinen Reisen diene, dank seines Talentes, Geschichten zu erzählen, sei er zu einem Reisenden geworden, der die "Dinge" beobachte, auf "Details achte" "und verdeckte Strömungen der Gesellschaft" registriere. Es ist, als wüsste Naipaul nicht genau, ob er seine Herkunft beklagen oder rühmen soll. Zum einen findet er es beklagenswert, dass über die Gesellschaft in Trinidad keine Literaturtradition existierte, auf der er hätte aufbauen können. Zum andern ist es vielleicht gerade das, was die Besonderheit seiner Werke ausmacht: das Fehlen einer literarischen Tradition, das Fehlen auch von Vorbildern. Das zwang Naipaul dazu, "sich selbst zu erfinden" und seinen eigenen, ganz persönlichen Stil zu begründen. Wie um sich zu trösten, führt Naipaul mit einem Blick auf die Erzählkunst eines E.T.A. Hoffmann und eines Kleist aus: "Mein Problem war, dass ich keine Tradition hatte; ihres ist, dass sie eine große Tradition überwinden müssen". Das eindrücklichste an diesem Interview ist Naipauls Aussage über den Terrorismus, den Angriff auf New York vom 11/9. Er sieht in Saudi-Arabien den wahren Schuldigen. "Saudi-Arabien ist entschlossen, die Welt zum Islam zu bekehren und sie von Riad aus zu beherrschen." Der Wahnsinn zerstöre bereits Indien und Pakistan; das saudische Geld habe an vielen Orten eine üble Rolle gespielt. Die Welt werde, wenn nicht entschieden auf den Terror reagiert werde, in einem hohen Maß destabilisiert. "Ich bin der Auffassung, daß die eigentlich treibende Kraft Saudi-Arabien ist, und glaube, daß früher oder später etwas dagegen unternommen werden muß. Wir dürfen einem kleinen, ungebildeten und zurückgebliebenen Volk nicht allein aufgrund seiner Ölreserven erlauben, an so vielen Orten der Welt Unfrieden zu stiften, bis hin zum Blutvergießen. Dies wäre falsch. Wir dürfen das nicht länger zulassen." Allen Unbillen zum Trotz schützt und stützt die Administration
Bush das Saudische Regime und die Weltöffentlichkeit nimmt dies gleichmütig
und gleichgültig zur Kenntnis. Die Frage, was sich die Saudis jetzt
noch ungestraft leisten dürfen, wird selten oder gar nicht gestellt.
(Anm. d. Publizistin) Das ungekürzte Interview war einst zu finden Sie in der FAZ vom 13.08.2002 / Nr. 186 / Seite 36. Leider ist das FAZ-Net-Archiv kostenpflichtig. Dazu passt auch der Beitrag von Henryk M. Broder im Spiegel (Archiv ebenfalls kostenpflichtig) Links zur FAZ Chronik des Islam |
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