"Durch Mark und Bein"
von Kathy Reichs, Karl Blessing Verlag, München 2002
Sie haben sich nie mit Kannibalismus beschäftigt, nicht wahr?
- Na, dann!
Blauer Himmel, strahlende Sonne, Laub in allen Schattierungen von
Rot über Orange bis Gelb, ein schmaler Kiesweg, der zu einem
unbefahrbaren Waldpfad führt. Ein bemoster Fels, daran gelehnt
ein sitzender Mann, die Knie gegen die Brust gedrückt, neben
sich einen Laptop. Ihm fehlen beide Arme, aus seiner Schläfe
ragt der Henkel eines Porzellankännchens. Ein paar Meter weiter
oben hängt eine Frau in den Baumwipfeln, die Arme ausgebreitet,
als flöge sie. Gepäckstücke liegen zwischen den Bäumen,
aufgeplatzt, der Inhalt in zufälligen Mustern zerstreut. Am
Fuss einer Tanne liegt eine Raggedy Ann. Ein paar Meter weiter,
Blechteile, ein Rumpf, Gewebe, Spritzgussteilchen, Zähne von
einer Zahnspange zusammengehalten, ein Unterkiefer...
Tempe Brennan, phorensische Anthropologin, ist im Auftrag von ME
(medical examiners) am Schauplatz einer Flugzeugkatastrophe in North
Carolina angekommen. Zusammen mit Spezialeinheiten ist sie an der
Bergung der jungen Opfer und deren Identifikation beteiligt. Nach
einigen Tagen sucht Tempe Erholung in einem Waldstück abseits
der Unglücksstelle. Es dämmert bereits als sie ein Rudel
vermeintlicher Wölfe sichtet, das sich um ein Stück Fleisch
balgt. Tempe vermag zu erkennen, dass es sich um einen menschlichen
Fuss handelt, vermutet menschliche Überreste eines Opfers der
Flugzeugkatastrophe und sichert das Beweisstück auf abenteuerliche
Weise. Der Fuss muss, wie jedes andere gefundene Teil, einem Opfer
zugeordnet werden. Bei der Gewebeanalyse macht Tempe die sonderbare
Entdeckung, dass der Fuss aufgrund des Verwesungszustandes und des
Alters zu keinem der Passagiere passen kann. Woher aber stammt er?
Tempe fängt Nachforschungen anzustellen an. Alle Spuren führen
zu einem verlassenen Haus, das in der Nähe der Absturzstelle
steht. Die Messwerte der volatilen Fettsäuren weisen daraufhin,
dass der Fuss, ehe er von den Kojoten verschleppt wurde, an einem
kühlen Ort gelagert worden sein muss.
Mit Hilfe des Sheriffs versucht Tempe einen Durchsuchungsbefehl
für das abgelegene Haus zu bekommen. Da wird sie von höchster
Regierungsstelle zurückgepfiffen. Tempe wird von ihren Verpflichtungen
auch an der Universität entbunden, die Presse fällt über
sie her, die Gerüchteküche brodelt und eine ihrer Mitarbeiterinnen
verschwindet. Vielleicht hätte Tempe die Finger vor weiteren
Nachforschungen gelassen, wenn sie geahnt hätte, wohin ihre
Neugier führt...
Das Buch ist unheimlich spannend.
Kathy Reichs ist eine von 50 zugelassenen forensischen
Anthropologen in Kanada und den USA. In deutscher Sprache
erschienen sind: "Tote lügen nicht", "Knochenarbeit"
und "Lasst Knochen sprechen".
Buch bei Amazon
bestellen?
Zofingen,
13.09.02 Regula Erni
|