Amerika auf dem Weg zum Totalitarism?
Oder tatsächlich nur "Terrorist Information Awareness"?


Amerikanische Parlamentarier erlebten kurz nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 ein böses Erwachen - ohne zu ahnen, dass sie im Jahr 2003 eine noch viel böseres erleben würden. Der Kongress hat den "Patriot Act" im Eilverfahren abgesegnet. Das Gesetz, das von den Abgeordneten angenommen, aber (so sagt man) nur von einigen wenigen gelesen worden ist, schränkt zahlreiche Bürgerrechte massiv ein. Anfangs dieses Jahres legte die Regierung Bush dem US-Kongress ein Programm namens "Total Information Awareness" ("totales Informationsbewusstsein") zur Diskussion vor. Diesmal aber waren die Abgeordneten gewarnt; ihre Bedenken waren zumindest groß genug, den Entwurf abzulehnen. Die Bush-Administration allerdings ließ sich davon nicht groß beeindrucken; sie legt einen weiteren Entwurf unter dem abgeflachten Titel "Terrorist Information Awareness" (TIA) vor. Der Titel ist geschönt; am Inhalt wurde - wie könnte es auch anders sein? - nichts geändert. Die Forschungsabteilung des US-Verteidigungsministeriums, DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) erklärt, man wolle damit lediglich Terroristen auf die Spur kommen.

Erfasst werden soll unter anderem der gesamte Internet-Verkehr, Datenbanken von Finanzinstituten, Fluggesellschaften, Reiseunternehmen sowie Gesundheits- und Verkehrsbehörden.

Bereits seit dem "Patriot Act" müssen Bibliotheken und Buchhandlungen Daten über das Leseverhalten ihrer Kunden an die zuständigen Behörden weitergeben. Das "TIA"-Programm würde gewaltige Datenmengen (Informationen) sammeln, die schon kurz nach Einsatz nur noch in Petabyte (eine Millionen Gigabyte) gemessen werden könnten.

Es kommt noch schlimmer: Wie DARPA bekannt gab, wird ein Projekt namens "Lifelog" erforscht, in dessen Rahmen alles über einen Menschen aufgezeichnet werden soll, was sich elektronisch überhaupt aufzeichnen lässt. Dort wird dann jede E-Mail, jedes Bild, jede aufgerufene Webseite, jedes gekaufte oder ausgeliehene Buch, jede erworbene Zeitung, jedes Telefongespräch, jede angeschaute Fernsehsendung etc. erfasst und analysiert werden. Dem LifeLog soll keine Bewegung der überwachten Bewohner Amerikas entgehen. Auch die Biometrik soll zum Zuge kommen. Gesichtsform, Augen, insbesondere die Iris und die Bewegung werden jeden Menschen identifizierbar machen. Für die Auswertung der Bewegungen werden Radarstrahlen eingesetzt, die das Muster erkennen, das jeder Mensch "macht" und das so einzigartig ist wie ein Fingerabdruck. Damit ist es nach Angaben der DARPA endlich möglich, Menschen ohne direkten Kontakt hieb- und stichfest zu identifizieren.

Schon heute melden Bibliotheken, dass die meisten ihrer Kunden vor der Lektüre regierungskritischer Bücher zurückschrecken. Da nirgends ein Aufschrei des Protests zu hören ist, muss angenommen werden, dass die Bevölkerung in den USA den Plänen der Regierung keinen Widerstand entgegensetzen wird; sie wird sie schlucken und akzeptieren.

Die Administration Bush scheint ohne große Umschweifen Wege gefunden zu haben, den Totalitarismus zu etablieren - ohne, wie bei solchen Akten üblich, die Bewegungsfreiheit des Einzelnen einzuschränken.

Uns bleibt nur die Hoffnung, dass unsere Regierungsstellen diesem American Way of Life entsagen...